Bei Glockengeläut der evangelischen und katholischen Kirchen wurden die Menschen still. Ewald Dilling forderte mit Klezmer-Musik zum Nachdenken auf. „Tu deinen Mund auf für die Stummen", sprach Prädikantin Sigrid Käßmann-Strauch die Zuhörer an. Sie bat die Menschen, immer wieder gegen das Vergessen zu sprechen, wachsam zu sein und sich Unrecht entgegen zu stellen. Der frühere Bundespräsident von Weizsäcker habe einmal gesagt: „Schuld ist wie Unschuld persönlich. Jeden trifft die Erbschaft der Geschichte seines Volkes." Davon könne sich niemand lossagen. „Unsere Aufgabe bleibt es, gegen das Vergessenwollen zu arbeiten und das Gedenken wach zu halten."

 

Käßmann-Strauch rief auch dazu auf, Wachsamkeit gegen jedwede Form von Rassismus zu entwickeln. Pater Klaus Gajowski OMI sprach Fürbitten. Im Anschluss wurde das Gedenken von Schülern der Melanchthon- und der Steinwaldschule im Rathaus wach gehalten.

Anschließend begrüßte Bürgermeister Olbrich die Teilnehmer im Rathaussaal  zum gemeinsamen Gedenken. Der Religionskurs Q1 von Dr. Brandau schilderte die erschreckende Geschichte des Judenhasses über die Jahrhunerte unter dem Stichwort: „Vom Antijudaismus zum Antisemitismus" .Die Klassen 10 der Steinwaldschule berichteten von der Verfolgung und Emigration der Neukircher Kaufmannsfamilie .

Umrahmt wurde die Veranstaltung von dem Bläserensemble der Melanchthon-Schule.

Insgesamt 27 jüdische Familien mit 101 Menschen hatten in Neukirchen zum Zeitpunkt der Reichspogromnacht gelebt. Seit 1938 gibt es kein jüdisches Leben mehr in Neukirchen.