Vom Montag, den 13.10.2014 bis zum Mittwoch, den 15.10.2014 beschäftigten sich Schülerinnen und Schüler der Einführungsphase im Rahmen des Projekts „Schule ohne Rassismus/Schule mit Courage“ mit dem Thema „Flüchtlinge in unserer Region“. Geleitet wurden die Projekttage von den PoWi-Lehrerinnen Frau Kurz und Frau Wagner.

Nach einer in das Thema einleitenden Filmdokumentation informierten sich die Schüler am Montag über Fluchtgründe, Fluchtwege, europäische Regelungen wie das Dublin-II-Abkommen und die nationale Asylgesetzgebung. Daneben bildete das Schlüsselwort „Willkommenskultur“ einen Themenschwerpunkt. Die Jugendlichen präsentierten ihre Vorstellungen von einem solchen Umgang mit Fremden, werteten einen HNA-Text vom 8.10.14 dazu aus und verglichen diese Ergebnisse mit einer offiziellen Broschüre für Einwanderer.

                                        

Am Dienstagmorgen wurde zunächst der Besuch der somalischen Gäste vorbereitet: Kurzreferate informierten über die bedrohliche Lage in Somalia, wo islamistische Milizen Zwangsrekrutierungen durchführen und keine Zentralregierung besteht, die in der Lage wäre, die Terrormilizen zu bekämpfen. Auch wurde der Fluchtweg von Somalia über die italienische Insel Lampedusa an einer Karte veranschaulicht. In Begleitung von Frau Silvia Scheffer, die beim Diakonischen Werk für die Flüchtlingsberatung zuständig ist, trafen die beiden jungen Männer aus Somalia, die derzeit die Berufsschule in Homberg besuchen, um 9 Uhr ein. Eindruckswohl und erschreckend waren ihre Schilderungen von der Bedrohung durch die Terrormilizen, die Schlepperorganisationen sowie die tödlichen Gefahren bei der Durchquerung der Sahara und des Mittelmeers. Sie stellten aber nicht nur die leidvolle Vergangenheit und die heutigen Nöte wie den fehlenden Kontakt zu der Familie in Somalia anschaulich dar, sondern sprachen mit den Schülern auch über ihre Zukunftspläne und –wünsche. Beide wollen eine Ausbildung abschließen, in Deutschland arbeiten und vielleicht sogar hier eine Familie gründen. Anschließend hatten die deutschen jugendlichen noch Gelegenheit, Fragen zu stellen. Da das gesamte Gespräch in englischer Sprache geführt wurde, musste sich jeder Teilnehmer in einer Fremdsprache ausdrücken. Bei Vokabelfragen half Frau Kurz, die auch das Gespräch mit den Flüchtlingen in englischer Sprache moderierte. Nach etwa zwei Stunden verließen die Gäste die Schule wieder. Offensichtlich hatte auch ihnen das Gespräch mit den Schülern Spaß gemacht und war es ihnen wichtig gewesen, ihre persönliche Geschichte zu erzählen, denn boten zum Abschied an, bei weiteren Fragen gerne wiederzukommen. Die anschließende Auswertung der Begegnung zeigte, dass auch die Schüler den Vortrag und das Gespräch als interessant, eindrucksvoll und informativ empfunden hatten. Einige äußerten, dass man an konkreten Einzelschicksalen verstehen könne, warum Menschen unter Lebensgefahr ihre Heimat verlassen, um nach Europa zu gelangen.

  

 

Die Bedeutung der Medien wurde am Mittwoch anhand von zahlreichen Artikeln aus den letzten zwei Jahren, die sich z. B. mit den Protesten in Homberg 2012 oder mit den steigenden Flüchtlingszahlen in 2014 und den Problemen bei der Unterbringung beschäftigten, untersucht. Dabei achteten die Schüler bei der Analyse besonders auf die Bezeichnungen für die Flüchtlinge und die Gestaltung der Schlagzeilen. Überwiegend transportierten diese eine „negative Botschaft“, nur selten wurden positive Beispiele für Biografien von Asylsuchenden, Handlungsmöglichkeiten und Lösungsansätze für Probleme thematisiert. Die Ergebnisse aus den Projekttagen stellten die Schüler im Gottesdienst vor, den Pfarrer Dierk Glitzenhirn mit den Jugendlichen vorbereitet hatte. Zusammen mit dem Pfarrer gestalteten die Schüler den Gottesdienst für die gesamte Schulgemeinde und zeigten die Bedeutung des Themas für den christlichen Glauben auf, berichteten über das Flüchtlingsschicksal der beiden Somalier und regten mit kreativen Darstellungen zum Nachdenken an. Musikalisch begleitet wurde der Gottesdienst in der großen Halle vom Schulposaunenchor. Rückblickend erwies sich diese intensive Auseinandersetzung mit einem komplexen, kontrovers diskutierten und globalen Problem im Schwalm-Eder-Kreis als gelungene Schulveranstaltung, die überraschende Erfahrungen und neue Kenntnisse vermitteln konnte.