Neulich in einer Klasse. Auf die Frage, um was es denn bei Pfingsten geht, kam es zu keiner Einigung. Da wollte eine Gruppe von Schülerinnen und Schüler von ihrer Meinung, dass an Pfingsten der Geburtstag der Kirche gefeiert wird, partout nicht abrücken. Dem hielte die andere Gruppe die Ausgießung des Heiligen Geistes als Inhalt von Pfingsten hartnäckig entgegen und verwies zudem noch auf die Feuerzungen. Pfingsten – ein Fest mit Doppelbelegung.

Sehr gut: Die Familien, der Kindergottesdienst, Konfi 3 oder der Religionsunterricht der Grundschule haben einen prima Beitrag zum Verstehen dieses Kirchenfestes geleistet – und so standen sich die beiden Positionen zunächst unversöhnlich gegenüber.

Der Religionsunterricht dient jedoch auch der Versöhnung – oder in den Worten einer Denkschrift zum Religionsunterricht: Reli befördert die Pluralitätsfähigkeit. Also einigte man sich in der Klasse darauf, dass Pfingstsonntag dem Heiligen Geist gehört und dass an Pfingstmontag die Kirche die Weltbühne betreten hat.

Dabei habe ich es dann auch belassen. Eigentlich ja auch keine ganz schlechte Lösung. Denn der Geist Gottes setzt die Kirche aufs Gleis und los geht ihre wilde Fahrt. Mit der Dampflok Kirche durch die Weltgeschichte – durch tiefe Täler, auf hohe Berge, durch Wüstenlandschaften und herrliche Gegenden. Nicht selten verlässt die Kirche auch schon mal das von Gott gut angelegte Gleis und wandelt auf eigenen Wegen, die sich dann als Irrwege erweisen. Irren ist auch kirchlich. Mit Gottes Geist gelangt sie aber auch immer wieder zurück auf das rechte Gleis. Das ist ihr nach all den Jahren durchaus zu wünschen.

Auf die Frage, ob die Kirche mit einer Dampflok zu vergleichen wäre, machte sich in der Klasse zunächst einmal ein Schweigen breit. Zum Glück sagte keiner, dass Jesus früher bessere Gleichnisse erzählt hat. Einer meinte zumindest, dass es doch eigentlich wichtiger wäre, dass möglichst viele Waggons an der Lok hängen. Schließlich sollen viele Leute auf dieser Fahrt mit dabei sein. Ja, ein schöner Sitzplatz am Fenster – das ist jeder und jedem zu wünschen. Aber auch im Schlafwagen oder im Speiseabteil lässt sich gut leben. Jesus sagte einmal: „Im Haus meines Vaters gibt es viele Wohnungen!“ (Joh 14,2). Hier müsste es dann wohl heißen: Der Zug von Gott hat viele unterschiedliche Abteile. Für jede und jeden ist was dabei.

Eine andere Schülerin wirkte nachdenklich. Eigentlich ja ein schönes und romantisches Bild, das mit der Dampflok. Es passt aber nicht, sagte sie überzeugt. Auf dem Gemeindehaus meiner Kirchengemeinde ist eine Photovoltaikanlage. Also, die Luft sollte die Kirche nicht verschmutzen. Recht hat sie. Die Kirche darf gerne mit grüner Energie fahren. Hauptsache, sie bleibt auf Gottes Gleis – mit Gottes Geist. Frohe Pfingsten!

Bleibt gesund und behütet.