Heute, am Karfreitag, möchte ich meine wöchentliche Hörserie fortsetzen, die diesmal sicher nicht Musik für alle Tage beinhaltet. Da ist im Hintergrund der Anlass unserer aus dem Tritt geratenen Schulzeit, der ich immer freitags kleine Auszeiten für die Woche zum Musikhören geben möchte. Da ist aber auch heute der besondere Feiertag, der sich aktuell schwer tun wird, sich von den anderen Tagen zu unterscheiden. Auch Musik kann hörbar machen, wenn etwas nicht ‚in Ordnung’ ist. Sie kann mit melancholischen Klängen nachdenklich stimmen, sie kann uns traurig machen, sie kann uns mahnen oder aufwühlen. Und trotzdem kann dieselbe Musik dabei auf ganz eigen Weise dennoch schön sein.

Meinen Einstieg suche ich heute mit dem aus einer Roma-Familie abstammenden ungarischen Gitarristen Ferenc Snétberger (Gitarre) gemeinsam mit dem Kölner Trompeter und Komponisten Markus Stockhausen (Trompete) https://www.youtube.com/watch?v=zJwtkROUxys

Ungewohnt wird vielen von euch die besondere Art sein, wie Johann Sebastian Bach am Karfreitag des Jahres 1724 den Gottesdienst in der Leipziger Nikolai-Kirche gestaltete: Zwei Stunden lang (oder kurz) hatten die Kirchgänger seiner „Johannes-Passion“ zu lauschen. In besonderen Sprechgesängen (Rezitative) trägt der sog. Evangelist in Abschnitten die Geschichte von der Gefangennahme und Kreuzigung nach dem Johannes-Evangelium vor. Dazwischen gibt es immer wieder Arien und merkwürdige Chorgesänge der sog. Turba-Chöre. Sie stehen für das dem Geschehen anwesende Volk (man könnte sie in heutiger Zeit manchmal mit Schaulustigen vergleichen).  Ich wäre gerne damals in diesem Gottesdienst in der Nikolai-Kirche dabei gewesen, die Passionsgeschichte so zu hören.. Hier ein kleiner Eindruck: https://www.youtube.com/watch?v=848qN3q3sVA

Wie wichtig vielen Komponisten die Passionszeit war und ist, zeigen die zahlreichen Vertonungen eines mittelalterlichen Gedichtes, das sich ausschließlich der schmerzerfüllten meinenden Mutter Jesu am Kreuz widmet: „Stabat mater“. (Text zum lesen: https://de.wikipedia.org/wiki/Stabat_mater) Hier in einer Chorfassung des ungarischen Komponisten Zoltan Kodaly (Anfang) https://www.youtube.com/watch?v=15AVSkMEe-8 und in einer einen modernen Übertragung von Karl Jenkins: "And The Mother Did Weep" (aus: Stabat Mater) https://www.youtube.com/watch?v=NFGHKQ-rS7w

Ich wünsche eine besinnliche Hörzeit!

Stefan Reitz