Schimpfen über heuchlerische Politiker, wirkungslose Abkommen und rein repräsentative Treffen hat Konjunktur. Die Politikverdrossenheit der deutschen Bevölkerung nimmt seit Jahren zu. So ist nur knapp ein Drittel der Bürger und Bürgerinnen mit den Entscheidungen der Politik zufrieden. Immer mehr Menschen fühlen sich ohnmächtig, angesichts der Entscheidungen, die „da oben“ getroffen werden. Besonders unverständlich erscheinen die Ergebnisse der internationalen Konferenzen. So fragt sich manch einer, wie es sein kann, dass Einzelne an den Aktienbörsen der Welt ein Vermögen verdienen, während Näherinnen in Billiglohn-Ländern für einen 14-Stunden-Job nur umgerechnet 35€ bekommen. Ebenso ungerecht und grausam erscheint es, dass Unternehmen Milliardengewinne verzeichnen und gleichzeitig alle drei Sekunden ein Kind an Armut und Hunger stirbt. Da fragt man sich doch: Ist denn da niemand, der das verhindern könnte? Haben wir denn keine Politiker mehr, die sich für Gerechtigkeit einsetzen? Ist die Welt wirklich ein solch schrecklicher Ort?

Jein. Natürlich gibt es sie, die Politiker, die sich für Gerechtigkeit einsetzen und gegen Armut, Hunger, Krieg, Umweltzerstörung, Ausbeutung und Unterdrückung kämpfen. Natürlich sind sie da und diskutieren jeden Tag von neuem für das Wohl der Welt. Doch

Politik ist nicht so einfach wie man glaubt. Nicht jede politische Gruppierung und nicht jedes Land vertritt die selben Ansichten. So wie jeder Mensch unterschiedliche Prioritäten setzt, gibt es auch bei Staaten divergierende Interessen. Während es in einer Industrienation wie Deutschland selbstverständlich ist, soziale und umweltpolitische Aspekte bei Entscheidungen miteinzubeziehen, vernachlässigen Schwellenländer wie China diese oftmals und konzentrieren sich auf ihren wirtschaftlichen Aufschwung. Bedenkt man nun, dass es auf der Erde 193 Staaten mit 193 verschiedenen Positionen gibt, wird klar, dass es keine leichte Aufgabe ist hier einen Kompromiss zu finden.

Doch grau ist alle Theorie, und grün des Lebens goldner Baum. Unter diesem Motto machten 49 Schüler aus der Jahrgangsstufe Q3 am Wochenende des 18. Und 19. Januars 2013 ihre eigenen Erfahrungen mit dem Thema internationale Politik zu Zeiten der Globalisierung. Im Rahmen eines Planspiels, geleitet von Planpolitik, Berlin, versetzten die Schüler sich in die Rolle von Diplomaten und verhandelten über die Bereiche Frieden und Sicherheit, Entwicklung und Welthandel sowie Klima und Energie. Dabei repräsentierten sie 10 Länder und deren Interessen, um am Ende eine fertig ausgearbeitete Präambel ihrer ganz eigenen UN-Resolution unterschreiben zu können. Doch am Ende konnte jeder Teilnehmer viel mehr mit nach Hause nehmen als nur ein gemeinsam erarbeitetes Dokument. So wurde deutlich wie Politik auf internationaler Ebene in der Realität funktioniert, was die besonderen Herausforderungen sind und welche Probleme es in der heutigen globalisierten Welt neben Krieg und Armut gibt.

Auch wenn letztlich jedem klar wurde, dass Weltfrieden, gesichertes Existenzminimum und Bildung für alle nur in wenigen Teilen der Welt real sind und in den meisten Ländern Utopien bleiben werden, verstummte doch in keinem der tiefe Wunsch nach Gerechtigkeit und einer Politik, die nachhaltig etwas bewegt und bewirkt. Neben einem realistischen und differenzierten Blick auf die Internationale Politik, hat uns das Planspiel aber auch gezeigt, wie wichtig es ist, dass wir als Bürger uns für eine gerechte Welt einsetzen, wenn wir das Gefühl haben, dass die „die da oben“ versagen. Unzufriedenheit und Politikverdrossenheit muss also nicht zwangsläufig Resignation und Passivität zur Folge haben, sondern kann die Massen auch durchaus anregen sich zu engagieren. In diesem Sinne: Sei der Wandel, den du in der Welt sehen willst (Mahatma Gandhi).